Was ist eigentlich Schweizer Software?
Kürzlich hat sich die Tegonal Genossenschaft dazu entschlossen dem Label «swiss made software» beizutreten. Dieser Entscheidungsprozess hat bei uns jedoch auch Fragen aufgeworfen und zu Diskussionen geführt. Diese möchten wir hier darlegen.
Was bedeutet eigentlich «swiss made» bei Software? Gemäss den Anforderungen von «swiss made software» muss der Schweizer Wertanteil an den Herstellungskosten mindestens 60% betragen und der wichtigste Fabrikationsprozess in der Schweiz stattgefunden haben. Bei Käse oder Uhren ist es noch einigermassen nachvollziehbar. Aber bei Software? Moderne Software basiert häufig auf zahlreichen Softwarebibliotheken, interagiert über Schnittstellen mit Diensten oder anderen Softwarekomponenten und läuft auf verteilten Plattformen. Die Grenzen zwischen Software-Paketen, Modulen und Plattformen sind da ziemlich fliessend und es wird schwierig, ein «Produkt» zu definieren, welches in der Schweiz hergestellt wurde.
Wir bei Tegonal setzten stark auf Open Source Software. Diese wird häufig von einer globalen Community entwickelt und unterhalten. Wir tragen da unseren Teil bei und nutzen Komponenten für unsere eigenen Entwicklungen und Dienste. Ergibt ein Label, welches sich auf ein Staatsgebiet bezieht, in diesem Kontext überhaupt einen Sinn?
Für die Softwareentwicklung werden zudem oft diverse Werkzeuge und Dienste von Plattformen zur Automatisierung verwendet, bis hin zur Code-Generierung durch KI-Tools. Gehören die nicht zum Fabrikationsprozess und kommt es nun darauf an, ob diese Tools auf Infrastruktur in der Schweiz ausgeführt werden, oder ob jemand auf einer Schweizer Lohnliste diese Prozesse anstösst?
Tegonal ist seit über 20 Jahren stark in der Region Bern verankert. Sieben der aktuell acht Mitarbeiter leben in der Schweiz, einer ist vor ein paar Jahren in die EU gezogen. Wir betreiben kein Offshoring oder Nearshoring. Somit erfüllen wir die 60% Lohnkosten in der Schweiz problemlos. Eine Firma, welche 40% der Lohnkosten in günstige Offshore-Entwicklung investiert, während die 60% an die besser bezahlten Angestellten in der Schweiz gehen, tut dies jedoch auch. Ergibt dies Sinn?
Trotz dieser Sinnfragen haben wir uns jedoch dazu entschieden, das Label zu beantragen. Dies jedoch nicht aus der Überzeugung, dass ein solches Label wirklich sinnvoll ist, sondern aus Marketingüberlegungen. Viele Softwarefirmen haben dieses Label inzwischen, was einen gewissen Druck erzeugt. Ausserdem wird man als Labelträger:in in dem Verzeichnis von «swiss made software» aufgelistet, was die Sichtbarkeit und auch die Wahrscheinlichkeit, via Suchmaschine gefunden zu werden, erhöht. Damit zeigt sich auch die Krux von solchen Labeln: ob ein Label nun echte, sinnvolle Werte abbildet oder nicht; sie erzeugen einen gewissen Druck auf dem Markt. Und davor sind auch wir als lokale Softwarefirma nicht gefeit.
Trotz dieser Sinnfragen haben wir uns jedoch dazu entschieden, das Label zu beantragen. Dies jedoch nicht aus der Überzeugung, dass ein solches Label wirklich sinnvoll ist, sondern aus Marketingüberlegungen. Viele Softwarefirmen haben dieses Label inzwischen, was einen gewissen Druck erzeugt. Ausserdem wird man als Labelträger:in in dem Verzeichnis von «swiss made software» aufgelistet, was die Sichtbarkeit und auch die Wahrscheinlichkeit, via Suchmaschine gefunden zu werden, erhöht. Damit zeigt sich auch die Krux von solchen Labeln: ob ein Label nun echte, sinnvolle Werte abbildet oder nicht; sie erzeugen einen gewissen Druck auf dem Markt. Und davor sind auch wir als lokale Softwarefirma nicht gefeit.